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Die Geschichte

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Von der KWStE bis heute

02.06.1892 Eröffnung Reutlingen – Honau
01.10.1893 Eröffnung Honau – Kleinengstingen – Münsingen
01.08.1901 Eröffnung Münsingen – Schelklingen
07.09.1901 Eröffnung Kleinengstingen HzL – Gammertingen
28.07.1969 Stilllegung Honau – Schelklingen
01.09.1969 Abbau Honau – Kleinengstingen
01.06.1980 Stilllegung Reutlingen Hbf – Honau im Personenverkehr
26.05.1983 Stilllegung Reutlingen Süd – Honau im Güterverkehr
29.09.1994 Stilllegung Reutlingen Hbf – Reutlingen Süd im Güterverkehr
01.05.1999 Verpachtung Kleinengstingen – Oberheutal an die ENAG
01.05.2000 Aufnahme des Touristikverkehrs auf der Alb-Bahn
01.01.2001 Stellung des Ensembles der Gesamtstrecke unter Denkmalschutz
21.08.2003 Gründung des Schwäbische Alb-Bahn e.V. und Aufnahme des Verkehrs mit dem Roten Brummer an Sonntagen
01.06.2004 Verpachtung Oberheutal – Schelklingen an die ENAG
13.09.2004 Wiederaufnahme des planmäßigen Personenverkehrs an Schultagen
09.12.2007 Neueröffnung des Haltepunktes Grafeneck
12.10.2008 Wiedereröffnung des Haltepunktes Sondernach
24.04.2010 Eröffnung des neuen Münsinger Lokschuppens
03.09.2010 Wiederaufnahme des Güterverkehrs auf der Alb-Bahn
09.06.2019 Einführung des täglichen Personenverkehrs auf der Strecke Schelklingen - Engstingen
14.12.2019 Wiederaufnahme des planmäßigen Personenverkehrs auf der Strecke Engstingen - Gammertingen

Die Nebenbahn Reutlingen – Münsingen – Schelklingen wurde durch die Königlich Württembergische Staats-Eisenbahn (K.W.St. E.) nach württembergischen Nebenbahn-Normalien von Reutlingen aus in verschiedenen Etappen errichtet und für Güter- und Personenverkehr eingerichtet: Der Abschnitt Honau – Lichtenstein wies eine Steigung von 1:10 auf und war mit einer Zahnstange der Bauart Riggenbach-Klose ausgerüstet. In den Anfangs- beziehungsweise Endbahnhöfen bestand Anschluss an das Netz der K.W.St.E., in Kleinengstingen ab dem 7. September 1901 an das Netz der heutigen Hohenzollerischen Landesbahn AG (HzL).

Erbaut wurde dieser Eisenbahn-Albaufstieg auf die Reutlinger und Münsinger Alb in ernster Konkurrenz zu einer Linienführung über Urach nach Münsingen (als Verlängerung der Ermstalbahn Metzingen – Urach). Dort wäre die Überwindung des Albtraufes ohne die technisch aufwändige Zahnradbahn möglich gewesen, jedoch konnten sich damals die Reutlinger Interessen durchsetzen, die eine Erschließung des Echatztales wünschten.

Nach dem ersten Weltkrieg ging die Württembergische Staats-Eisenbahn in die Deutsche Reichsbahn auf. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Eisenbahn in der französisch besetzten Zone von der “Verwaltung der Südwestdeutschen Eisenbahnen” (SWDE) übernommen und in die Deutsche Bundesbahn (DB) eingegliedert, welche seit 1995 als “Deutsche Bahn AG” firmiert.

Auch die Stilllegung der Bahn erfolgte in mehreren Abschnitten ab 1969. Heute noch vorhanden ist der Abschnitt (Klein-)Engstingen – Münsingen – Oberheutal – Schelklingen. Der Abschnitt Reutlingen – Honau – Lichtenstein – Kleinengstingen ist abgebaut, die Bahntrasse aber noch weitgehend vorhanden.

Als im September 1998 auch der Abschnitt Kleinengstingen – Münsingen – Oberheutal seitens der Deutschen Bahn AG stillgelegt werden sollte und sich trotz intensiver Suche kein anderes Eisenbahnunternehmen bereit fand, diese Strecke vor der bereits genehmigten Stilllegung zu bewahren, entschloss sich die “Erms-Neckar-Bahn AG” (ENAG), die Strecke von der DB auf die Dauer von 25 Jahre zu pachten und damit ihren Weiterbestand zu sichern.

Schon früher hatte die Strecke für den Ausflugsverkehr eine beträchtliche Bedeutung. Versäumte Strukturanpassung ließen aber den automobilen Individualverkehr so stark anwachsen, dass der Bahn keine Zukunft mehr gegeben wurde. Heute jedoch gewinnen Bahnen in touristisch interessanten Gebieten für die Freizeit-Reiseverkehr wieder an Bedeutung, und entsprechende Angebote werden von der Bevölkerung gerne angenommen. Kurzfristig konnte so durch ein geeignetes Angebot im Freizeit- und Touristikbereich der Bestand der Strecke gesichert werden. Inzwischen konnten auch wieder Güterverkehr sowie täglicher Betrieb im Schienenpersonennahverkehr aufgenommen werden.

Der tägliche Personen- und Güterverkehr auf dem Abschnitt Schelklingen – Münsingen - Kleinengstingen - und seit 2019 wieder auf dem Streckenabschnitt der ehemaligen HzL bis nach Gammertingen wird durch die Schwäbische Alb-Bahn durchgeführt. Der Bahnhof Schelklingen wird von der DB im Personen- und Güterverkehr vollumfänglich bedient, der Bahnhof Gammertingen bindet die Schwäbische Alb-Bahn über die Zollernalbbahn in Richtung Hechingen und Sigmarngen an.
Auf allen genannten Strecken findet aber jederzeit auf Kundenwunsch Personenverkehr mit Sonderzügen statt.

Daneben ist die Schwäbische Alb-Bahn auch regelmäßig unter Dampf und wird von unterschiedlichsten Regel- und Sonderzügen des Vereins Schwäbische Alb-Bahn e.V. befahren.

Streckenbeschreibung (von Martin E. Uhlig)

Reutlingen, Pfullingen, Eningen

Früher begann die Eisenbahn-Reise mit der Bahn über die Schwäbische Alb im südlichen Flügel des Reutlinger Hauptbahnhofes auf 374,8 Meter über Normalnull an einem der Gleise 1M oder 2M. Das M stand für “Münsingen”, weshalb die Bahn dort auch “Münsinger Bahn” genannt wurde. Die Ausfahrt der Bahn ging nach Osten, parallel zur Strecke nach Stuttgart durch den Reutlinger Hauptbahnhof, vorbei am Reutlinger Lokomotivschuppen, wo die Zahnrad-Dampflokomotiven beheimatet waren, und in einem großen Bogen nach Süden. Es folgte nun ein tiefer Einschnitt, in dem während des Bahnbaues ein etwa 1,5 Meter langer Mammutzahn gefunden worden war und in den im zweiten Weltkrieg während der Bombardierung Reutlingens die Lokomotiven und Züge hineingeschoben wurden und so den Brandbomben entkamen, die den Reutlinger Bahnhof ansonsten fast vollständig zerstörten.

Am Fuße des Scheibengipfels und der Achalm, also mit gewissem Abstand entlang des Reutlinger Stadtkernes (zur Zeit des Bahnbaues waren dort noch Weinberge), bog die Bahn immer weiter nach Süden bis zum Bahnhof Reutlingen-Süd (früher: Eningen). Dort gab es neben mehreren Industrie-Abzweigen ein Übergabegleis zur Rollbock-Grube der meterspurigen elektrischen Reutlinger Straßenbahn, welche von hier aus auf Langbein’schen Rollböcken aufgeschemelte Normalspur-Güterwagen über die Straßenbahngleise auch nach Pfullingen und in Richtung Eningen beförderte. Direkt auf den “Südbahnhof” folgte ein beschrankter Bahnübergang für die Straße nach Eningen, und hier kreuzte auch die Straßenbahn rechtwinklig die Staatsbahn. Die Sicherung erfolgte durch einflügelige, durch die Bahn gesteuerte Hauptsignale.

Fünf Kilometer hatte die Bahn schon zurückgelegt, als sie den Bahnhof Pfullingen erreichte. Der Bahnhof lag östlich des Stadtkerns am Fuße des Urselbergs, und nach noch einmal 2 Kilometern war der Haltepunkt Pfullingen Süd (früher: Pfullingen Papierfabriken) erreicht. Nahe diesem Haltepunkt wird zunächst die Echaz und danach die Staatsstraße nach Honau mittels großer eiserner Brücken überquert. Die Bahn wechselte die Talseite und fuhr nun durch typisch schwäbische Hochstamm-Obstwiesen am Fuße des Schönberges entlang und stieg ständig bis Unterhausen Spinnerei (Streckenkilometer 8,2). Dort gab es ein bedeutendes Industrie-Anschlussgleis.

Unterhausen, Honau

Über den Bahnhof Unterhausen (Streckenkilometer 10) wurde nach einem weiteren Kilometer und ständiger Steigung der Bahnhof Honau erreicht. Die Bahn hatte nun schon eine Höhe von 525 Metern über dem Meere erklommen. Der Bahnhof Honau lag weit vor dem eigentlichen Ortskern, denn hier begann die Zahnradstrecke mit ihrer Steigung von 1:10. Damit wurde eine weitausladende Schleifenlösung für den Albaufstieg vermieden. Auf einer Streckenlänge von gerade mal 2,15 Kilometern wurde 179 Meter Höhenunterschied bezwungen, und bei Streckenkilometer 13,3 war die Bergstation Lichtenstein erreicht. Allerdings ist der Bahnhof Lichtenstein mit 704 Metern über dem Meere nicht der höchste Punkt der Bahn: Münsingen liegt mit 707 Metern noch etwas höher!

Lichtenstein, Engstingen

Von Lichtenstein aus führte die Strecke über die Albhochfläche zur 3 Kilometer entfernten Station Kleinengstingen. Bis hierher also sind die Streckengleise abgebaut, doch der Bahndamm ist noch größtenteils erhalten, vereinzelt liegen auch noch Schienen oder stehen noch Kilometersteine im Schotter.
Die von der Erms-Neckar-Bahn AG gepachtete Strecke beginnt heute in (Klein-) Engstingen, wo von Süden (aus Gammertingen – Trochtelfingen) die Strecke der Hohenzollerischen Landesbahn AG (HzL) einmündet und die frühere Einfahrt aus Richtung Reutlingen (von Westen her) heute durch einen Supermarkt überbaut ist.
Nur etwa 3 Kilometer von hier, direkt in Sichtweite der früheren, heute abgebauten Zahnradbahn Honau – Lichtenstein, steht auf einer steilen Felsnadel in 817 Metern Höhe über dem Echatztal das berühmte Schloss Lichtenstein, ein Wahrzeichen der Schwäbischen Alb. Das Schloss verdankt sein Entstehen der romantischen Welle anfangs des 19. Jahrhunderts. Angeregt durch Wilhelm Hauffs Roman “Lichtenstein” (erschienen 1826) ließ Graf Wilhelm von Württemberg (später Herzog von Urach), Neffe des württembergischen Königs, 1839 durch den Stuttgarter Architekten A. Heideloff Pläne zum Neubau anfertigen, die 1840 bis 1842 durch den Reutlinger Baumeister J.A. Rupp an der Stelle, an der bis 1802 bereits eine bescheidene kleine Burg und bis 1837 ein Forsthaus stand, realisiert wurden. Das schon durch seine “kühne” Hochlage beeindruckende Schloss Lichtenstein, nach den Wunschworten des Bauherrn “eine deutsche Ritterburg im edelsten Stil des Mittelalters”, die “selbst das berühmte Hohenschwangau übertreffen” sollte, ist eine der nach wie vor volkstümlichsten Schöpfungen der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts. Noch im Besitz der Herzogsfamilie, birgt sie heute Kunst- und Waffensammlungen, die besichtigt werden können. Vom 35 Meter hohen Wartturm kann man eine großartige Aussicht über Schwaben hinaus bis ins badische Heidelberg im Norden und zu den Schweizer Alpen im Süden genießen.

Ganz in der Nähe des Lichtenstein liegt die Karlshöhle mit bekannten Tropfsteinbildungen.
Im unterhalb des Lichtenstein gelegenen Ort Honau, bekannt durch den früher als Zahnradbahn betriebenen Albaufstieg Honauer Steige, sollte die 1874 entdeckte Olgahöhle mit ihren Tuffkalotten und Tropfsteinen besichtigt werden, ebenso wie das zu Ehren des schwäbischen Schriftstellers eingerichtete Wilhelm-Hauff-Museum. Hier entspringt auch die Echaz in einer Schichtquelle mit einer Schüttung von etwa 650 Litern pro Sekunde.
Ebenfalls ganz in der Nähe befindet sich die 1486/1487 erstmals schriftlich erwähnte Nebelhöhle, neben der Bärenhöhle die meistbesuchte Schauhöhle der Schwäbischen Alb. Die etwa 380 Meter lange Tropfsteinhöhle ist im Weißjura d angelegt und gibt Zeugnis von der Verkarstung beziehungsweise Wasserführung im Körper der mittleren Kuppenalb. Der Sage nach soll sich der landflüchtige württembergische Herzog Ulrich in einem Seitenast der Nebelhöhle versteckt gehalten haben, wie Wilhelm Hauff in seinem Roman “Lichtenstein” beschreibt. Am 4.8.1803 besuchte König Friedrich I. von Württemberg die Höhle. Damals entstand das “Nebelhöhlefest”, das alljährlich zu Pfingsten abgehalten wird und große Besucherscharen anzieht.

Das Dorf Kleinengstingen selbst liegt auf einem wasserführenden Basalttuffschlot des Schwäbischen Vulkans. Im Jahre 1580 wurde hier eine Sauerbrunnenquelle erschlossen, die in einem hübschen Brunnen in Ortsmitte gefasst ist. Die südlich davon gelegene Ortshälfte Großengstingen, die ihren Eisenbahn-Haltepunkt an der Strecke der Hohenzollerischen Landesbahn hatte, liegt genau im Schnittpunkt alter Römerstraßen. Zu bewundern ist dort eine schöne Rokoko-Kirche und das Automobilmuseum Siegfried Stoltz.

Engstingen ist ein Knotenpunkt im heutigen Freizeit- und Touristikverkehr der Schwäbischen Alb-Bahn. Hier treffen sonntags von Mai bis Oktober die Züge der SAB und der “Rad-Wander-Shuttle” der HzL aufeinander; dazu passend verkehren Rad-Wander-Omnibusse von RAB und HzL aus Reutlingen und Gammertingen sowie Omnibusse zu den Sehenswürdigkeiten der Umgebung.

Kohlstetten

Die Bahn wechselt ihre Hauptrichtung. Führte sie bis jetzt eigentlich von Nord nach Süd, so verläuft sie jetzt hauptsächlich von Ost nach West, wenngleich fast immer in Kurven mit Radien bis herunter auf 200 Meter Radius und in Steigungen und Gefällen bis 1:65. Sie folgt fast immer den Flusstälern oder Trockentälern auf der Alb, so auch zwischen Kleinengstingen und Offenhausen dem Trockental der Urlauter. Nach 4 Kilometern ist Kohlstetten erreicht, und nach weiteren drei Kilometern Offenhausen.

Offenhausen

Der Ort Offenhausen am Lauterursprung wurde im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert entstand hier ein Dominikanerinnenkloster, das schon 1575 aufgehoben worden ist. Statt dessen hat man hier ein Gestüt eingerichtet, das unter dem württembergischen Herzog Karl Eugen seine Blüte erlebte und heute Teil des berühmten Haupt- und Landesgestüts Marbach ist. Die ehemalige Klosterkirche ist renoviert und Mittelpunkt des Gestütsmuseums, in dem neben kirchenhistorischen Hintergründen die Entwicklung der Pferdezucht dargestellt ist. Offenhausen ist heute Ortsteil der Gemeinde Gomadingen.
Die Große Lauter entspringt als stark schüttende (170 Liter pro Sekunde) Karstquelle in Offenhausen direkt beim Gestütshof unterhalb des Sternbergs im waldreichen Westteil der mittleren Kuppenalb. Sie fließt windungsreich in einem großen Bogen südostwärts durch ihr oft tief eingeschnittenes, großartiges Durchbruchstal zur Donau hin, wo sie unterhalb von Obermarchtal mündet. Von links und rechts münden auch romantische Seitentäler ins Lautertal. Von Münsingen-Buttenhausen bis Hayingen-Anhausen kann die Lauter mit Paddelbooten befahren werden, der Naturschutz verlangt aber große Einschränkungen im Frühling und Sommer. Geradezu ideal ist das Tal der 44,5 Kilometer langen Großen Lauter für Radler und Wanderer erschlossen. Die Bahn folgt dem Tal der Großen Lauter und erreicht nach 2 Kilometern Gomadingen.

Gomadingen

Gomadingen ist ein viel besuchter Luftkurort im Großen Lautertal. Südlich davon erhebt sich der 844 Meter hohe Sternberg, der einen Basalttuffschlot des Schwäbischen Vulkans enthält. Auf seinem Gipfel steht ein Aussichtsturm und ein Wanderheim des Schwäbischen Albvereins; an seinem Südhang findet der Wanderer besonders schöne Wacholderheiden!

Die Bahn folgt weiter dem Tal der großen Lauter und erreicht nach 3 Kilometern Marbach.

Marbach (b. Münsingen), Großes Lautertal

Am Zusammenfluss von Großer Lauter und Dolderbach liegt der Weiler Marbach. Dort hat der württembergische Herzog im Jahre 1573, also vor mehr als 400 Jahren, ein Gestüt gegründet, das heute als baden-württembergisches Haupt- und Landgestüt insbesondere durch die Zucht von Vollblut-Arabern Weltruf genießt. Über 350 Pferde, auch Warmblutpferde und Haflinger, können in den Ställen sowie auf den Weiden und Koppeln bestaunt werden. Jene sind im Tal ähnlich einem englischen Park eingebettet. Zu den Reitpferde-Auktionen im Frühjahr und Herbst und den glanzvollen Hengstparaden im September und Oktober stellt sich internationales Publikum ein. Das Gestüt ist ganzjährig frei zugänglich.

Mit finanzieller Unterstützung des Landes Baden-Württemberg wurde im Jahre 2001 von der Erms-Neckar-Bahn AG in Marbach wieder ein beidseitig angeschlossenes Ladegleis errichtet.

Ab Marbach windet sich der Mäander der Großen Lauter weiter nach Süden, um vorbei an Buttenhausen, Hundersingen, Gundelfingen, Anhausen und Lauterach in Richtung Donau zu plätschern. Das Tal wird wildromantisch. Oft rücken die Bergrücken so dicht aneinander, dass man das Tal für abgeschlossen hält, plötzlich öffnet es sich wieder und man tritt in eine neue Talbucht ein. Die Hänge werden zerschnitten von finsteren, waldbestandenen Schluchten, begleitet von unzähligen Felsen (weißer Jura) mit weit aufragenden Felszinnen, Spalten, Klüften und Höhlen. Stellvertretend genannt seien hier der Hohle Felsen südlich von Buttenhausen, der Spitzige Stein (Naturdenkmal) vor Gundelfingen, Ochsenlöcher, Gemsfels und Immenfels im für den Autoverkehr gesperrten, wohl reizvollsten Abschnitt zwischen Anhausen und Lauterach. Zahlreiche Felsen tragen Burgen und Ruinen, vorwiegend aus staufischer Zeit. Erwähnenswert sind zahlreiche Wasserfälle, an denen die Lauter über Kalkbarrieren stürzt (“Gießel” genannt). Die Lauter zählt zu den saubersten Flüssen des Landes, im Sommer lädt sie zum erfrischenden Bade, wenngleich die Wassertemperatur selten über 15° C steigt.

Durch das Tal der Großen Lauter war sogar einmal eine schmalspurige Eisenbahn geplant. Sie hätte in Marbach abzweigen, allen Mäandern der Lauter folgen und in Munderkingen an die Donautalbahn anschließen sollen. Eigentlich schade, dass diese Bahn der Spurweite 750 mm nicht gebaut worden ist.

Grafeneck

Die Bahn folgt ab Marbach aber dem lieblichen Tal des Golderbaches. Nach etwa einem Kilometer liegt rechter Hand Schloss Grafeneck, das 1556 bis 1560 auf Geheiß von Herzog Christoph anstelle einer mittelalterlichen Burg errichtet und in den Jahren 1762 bis 1772 von Herzog Karl Eugen zur “Zweiten Solitude”, einem Lustschloss mit Schlosskirche, Opernhaus und großem Park umgebaut wurde. Im 19. Jahrhundert wurden die meisten dieser Gebäude wieder abgebrochen. Geblieben ist das jetzt hufeisenförmige Jagdschloss des Herzogs Christoph in barock veränderter Gestalt und auf mächtigem Unterbau. Traurige Berühmtheit erlangte Schloss Grafeneck durch die Vorgänge während des Nationalsozialismus: 1940 begann hier dessen “Euthanasie-Programm” mit Tötung “lebensunwerten Lebens”. Ein Mahnmal erinnert an diese finstere Zeit. Seit 2007 wird Grafeneck durch den neuen Haltepunkt erschlossen.

Münsingen

Bei Streckenkilometer 35 ist Münsingen erreicht. Der mehrgleisige Bahnhof musste so angelegt werden, dass von hier aus auch eine Bahnverbindung über Seeburg nach Urach möglich sein würde. Dies war einer der Kompromisse, die dem vor hundert Jahren unterlegenen Ermstal zugestanden wurde, welches damals in Sachen Albaufstieg trotz guter Argumente unterlegen war. Die Bahn wendet sich in der Bahnhofseinfahrt scharf nach Süden. Der Bahnhof Münsingen hatte einstmals große Bedeutung im Güterverkehr. Nicht nur ein großes Lagerhaus hatte Bahnanschluss, auch der im Jahre 1895 eingerichtete Münsinger Truppenübungsplatz wurde von hier bedient.

Im Jahre 809 wurde erstmals eine “villa Munigesinga” erwähnt. Ortsherren waren bis ins 13. Jahrhundert die Grafen von Urach. Um das Jahr 1325 erhielt das inzwischen württembergisch gewordene Münsingen das Stadtrecht. Im Münsinger Schloss, einem Steinbau des 14. Jahrhunderts mit kleinen Fensteröffnungen, wurde 1482 der “Münsinger Hausvertrag” geschlossen, durch den Graf Eberhard im Barte das seit 1442 geteilte Land Württemberg wieder vereinigte. Im 1994 renovierten Schloss ist heute das Münsinger Heimatmuseum mit Fresken des 14. Jahrhunderts aus den Kirchen von Gruorn und Münzdorf untergebracht. Die evangelische Martinskirche aus dem 13. Jahrhundert hat einen von Peter von Koblenz gegen Ende des 15. Jahrhunderts geschaffenen Chor. Das alte Rathaus aus dem 17. Jahrhundert (ehemals herzogliches Zeughaus mit Erdgeschoss-Lauben), der um 1600 geschaffene Marktbrunnen mit vier Ausguss-Röhren (eine Seltenheit auf der wasserarmen Schwäbischen Alb) sowie einige Renaissance-Fachwerkhäuser sind vorbildlich renoviert!

Münsingen ist wie Engstingen eine Drehscheibe im Freizeitverkehr. Mehrere Buslinien und auch die Züge der Schwäbischen Alb-Bahn  treffen hier zusammen.

Darüber hinaus ist Münsingen für viele Fahrten mit historischen Fahrzeugen ein neuer Ausgangspunkt geworden: Seit 2010 betreibt die Schwäbische Alb-Bahn hier einen neu errichteten Lokschuppen mit einer Werkstatt zur Aufarbeitung und Betrieb von albtypischen Fahrzeugen. Die Fahrzeuge stammen unter anderem von der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL) wie auch von der Königlich Württemberischen Staats-Eisenbahn.

Beutenlay, Wasserscheide

Die Bahn verlässt das Stadtgebiet von Münsingen weiter in Richtung Südosten, um sogleich mitten durch das Naturschutzgebiet Beutenlay zu führen. Auf dem etwa 100 Hektar großen Areal kann man die für die Albhochfläche typische Flora begutachten, darunter auch Pflanzen, die andernorts längst ausgerottet sind. Entlang eines botanischen Lehrpfades kann man auch eine Reihe von sozusagen “historischen” Wirtschaftspflanzen erleben, wie etwa Dinkel und Flachs, die früher auf der Alb eine sehr wichtige Rolle gespielt haben. Sehr beeindruckend ist das Gebiet Beutenlay zur Blütezeit im Frühling und Frühsommer mit seinen leuchtenden Farben wie heute selten auf der Schwäbischen Alb.
Auf 730,63 Metern über dem Meere überschreitet die Bahn hier die Europäische Wasserscheide.

Oberheutal

Danach biegt die Bahn noch weiter nach Süden, ins Heutal, einem typischen Trockental der Schwäbischen Alb, ab. Bei Bahnkilometer 38 liegt die Station Oberheutal, eine anfangs der siebziger Jahre errichtete großzügige Verladeanlage für Militärfahrzeuge. Heute findet hier wieder Güterverkehr statt. Oft sind es Holztransporte, aber auch die letzten erhalten Kopframpen ziehen immer wieder Transportgüter hierher. Der Weiler Oberheutal besteht nur aus wenigen Häusern entlang der Landstraße.

Mehrstetten

Bei Bahnkilometer 41 liegt der einsame Bahnhof der etwa 2 Kilometer entfernt liegenden Gemeinde Mehrstetten (763 Meter über dem Meere), die heute allgemein als Musterbeispiel gelungener Albdorfsanierung gelobt wird. Die Kirche von Mehrstetten ist von 1577. Mehrstetten ist beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen auf der Alb und gilt als relativ schneesicherer Wintersportort. Im alten Farrenstall ist ein kleines Heimatmuseum eingerichtet.

Sondernach

Das immer noch trockene Heutal wird zunehmend tiefer eingeschnitten. Die Bahn durchfährt eine sehr einsame Gegend nördlich der Lutherischen Berge fernab jeder Straße, überschreitet die Kreisgrenze zum Alb-Donau-Kreis (Ulm) und berührt den idyllisch gelegenen Ort Sondernach (Bahnkilometer 49). Das Heutal mündet hier in das romantische Tal der Schmiech. Sondernach gehörte zusammen mit den Dörfern Weilersteußlingen, Ennahofen und Grötzingen zur Herrschaft Steußlingen, die, als sie 1581 an Württemberg fielen, reformiert wurden und so in einer rein katholischen Gegend lagen, daher die Bezeichnung “Lutherische Berge”. Seit 2008 halten auch wieder Züge in Sondernach: Der Bahnhaltepunkt wurde reaktiviert und hat 2011 sogar wieder ein schmuckes Stationshäusle im alten Stil erhalten.

Hütten

Bei Bahnkilometer 51 wird der Ort Hütten im Schmiechtal mit seiner Barockkirche von 1717 erreicht. Das von Nordwest nach Südost ziehende Tal hat sich hier kräftig eingetieft, ein Zeugnis dafür, dass es schon seit dem Ende des Tertiärs besteht und früher einen wesentlich größeren Einzugsbereich besaß. Die Schmiechquelle selbst liegt etwa 5 Kilometer oberhalb von Hütten am Rande des kleinen Weilers Springen direkt neben der Straße. Ein Hinweisschild führt zu ihr. Mit einer Schüttung von 60 bis 900 Litern pro Sekunde tritt sie unterhalb eines Felsanschnitts aus einer Spalte aus. Gut markierte Wanderwege des Schwäbischen Albvereins sowie der “Rulaman-Rundwanderweg” treffen hier zusammen.

Am Ortsanfang von Hütten liegt der Eingang zum Bärental, das schon auf den ersten Metern einen wildromantischen Eindruck der steil eingeschnittenen Kerbtäler am Rande der Schwäbischen Alb vermittelt.

Bei Hütten sind die Wacholderheideflächen besonders schön ausgeprägt, herrlich umrahmt von hohen Felsstotzen wie etwa dem Schlossfelsen, von dessen Spitze nahezu das gesamte obere Schmiechtal überblickt werden kann. Unterhalb dieses Naturdenkmals wächst auf dem Felsschutt echter Trockenrasen, eine sehr seltene Formationsform, die aufgrund der dort vorherrschenden besonders extremen Klimaverhältnissen (Sonneneinstrahlung und -reflexion an den Felswänden) eine speziell angepasste Flora und Fauna birgt. Das anstelle einer alten Burg im Jahre 1567 erbaute Schloss Hohenjustingen hoch über Hütten wurde 1834 auf Abbruch verkauft und ist seither eine Ruine. Am gegenüberliegenden Abhang liegt der Hohe Fels, in dessen Grotte Klingen und Spitzen von Rentierjägern der Altsteinzeit gefunden wurden.

Talsteußlingen

Bei Kilometer 52 erreicht die Bahn Talsteußlingen. Die hoch über dem engen Tal liegende Burg Neusteußlingen wurde 1812 zum Abbruch verkauft, aber 1897 wieder neu aufgebaut. Der seit 1969 stillgelegte Haltepunkt steht noch zur Wiederinbetriebnahme in der Zukunft an.

Schmiechen

Bei Schmiechen mündet die Schwäbische Albbahn in die Donautalbahn (Ulm – Ehingen – Riedlingen – Sigmaringen) ein. Kurz zuvor wird allerdings bei Bahnkilometer 57 noch der Haltepunkt Schmiechen Alb-Bahn erreicht. Südöstlich von Schmiechen liegt der Schmiecher See, eine in Deutschland eher ungewöhnliche Naturerscheinung: Dieses Feuchtgebiet füllt sich nämlich nur periodisch und steht dann etwa einen Meter unter Wasser. Eine große Zahl seltener Wasservögel und Amphibien, so etwa der Fischadler, aber auch Kröten und Molche finden hier Schutz und Unterschlupf.
Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche von Schmiechen wurde in der Spätgotik umgebaut. Aus der ersten Bauzeit ist noch eine tonnengewölbte Krypta erhalten. Der netzgewölbte Chor von 1492 ist ein Werk von H. Bürer.

Schelklingen

Von Schmiechen bis Schelklingen fährt die Schwäbische Alb-Bahn auf den Gleisen der 1869 von der Königlich Württembergischen Staatsbahn (K.W.St. E.) eröffneten Donautalbahn. Bei Bahnkilometer 59 wird das 1127 erstmals urkundlich erwähnte Schelklingen erreicht. Schelklingen wurde vielleicht schon vor 1234 zur Stadt erhoben und gehörte von 1343 bis 1805 zu Österreich. Das Stadtbild ist von der seit 1889 hier ansässigen Zementindustrie geprägt. Schelklingen war nicht nur ein Zentrum steinzeitlicher, späteiszeitlicher Rentierjäger, von denen in der näheren Umgebung der Stadt vielerlei Zeugnis gefunden wurde. Es bietet auch eine Reihe mittelalterlicher Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise die St.-Afra-Friedhofskapelle (Nähe Bahnhof) mit Wandfresken aus der Erbauungszeit (um 1300), das Bemmelbergsche Schlösschen (um 1550), das Pfarrhaus (1599) oder auch die Burgruine Hohenschelklingen auf einem Hügel über der Stadt (aus dem 11. Jahrhundert).

Schelklingen ist über die Donautalbahn alle halbe Stunde mit Ehingen und Ulm verbunden. In Ulm bestehen Anschlüsse mit ICE-, EC-, IC- und Regional-Zügen in die gesamte Region sowie nach allen Teilen Deutschlands und Europas. Die Donautalbahn führt weiter nach Sigmaringen; dort bestehen günstige Anschlüsse über die Zollern-Alb-Bahn nach Tübingen, (Reutlingen und Stuttgart) sowie mit der Hohenzollerischen Landesbahn nach Gammertingen und wieder mit der SAB nach Engstingen, dem Ausgangspunkt unserer Strecke über die Schwäbische Alb.

Kontakt

Reisedienst der
Schwäbischen Alb-Bahn

Bahnhofstraße 8
72525 Münsingen

Tel. 0800 4447673 (kostenfrei)

reisedienst@alb-bahn.com
www.alb-bahn.com

Schalteröffnungszeiten

Fahrkartenschalter im Bahnhof Münsingen

Ganzjährig:
Mo - Fr: 8:30 – 14:00 Uhr
(außer an Feiertagen)

Zusätzlich in der Sommersaison
(1.5. bis 20.10.2024):

Samstag: 8:30 - 14:00 Uhr
Sonntag: 10:00 - 17:30 Uhr