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Dampf für den „Württemberger Zug“

Gemeinsame Presseerklärung der Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen Stuttgart e.V. (GES) und der Schwäbische Alb‐Bahn e.V. (SAB) zum Verkauf der württ. T3 Nr. 930.

Die Gespräche, die den Verkauf der historischen Dampflokomotive württ. T3 Nr. 930 von der GES an die SAB zum Ziel hatten, wurden erfolgreich abgeschlossen. Heute, am 30. Dezember 2019, wurde der Kaufvertrag in der Landeshauptstadt Stuttgart unterschrieben. Dieser Eigentumsübergang wird in der baden‐württtembergischen Museumsbahn‐Szene, aber auch darüber hinaus einige Aufmerksamkeit erregen.

GES und SAB betreiben seit vielen Jahren historische Eisenbahnfahrzeuge mit einem besonderen geografischen Bezug zum heutigen Bundesland Baden‐Württemberg. Deren Herkunft aus dem ehemaligen Königreich Württemberg und dem ehemaligen Fürstentum Hohenzollern macht die beiden Sammlungen zu eisenbahn‐ und kulturhistorischen Besonderheiten.

Im Sinne einer bewussten Konzentration auf die betriebsbereite Überlieferung historisch wertvoller Eisenbahnfahrzeuge aus der Frühzeit der Industrialisierung pflegen die beiden Vereine seit Jahren eine enge Kooperation und freundschaftliche Verbundenheit.

Die Lokomotive

Die verkaufte Dampflokomotive ist derzeit die einzig betriebsfähige regelspurige Lokomotive, die noch zu Zeiten der ehemaligen Königlich Württembergischen Staatseisenbahn (KWStE) in Betrieb genommen wurde, und steht deshalb unter Denkmalschutz. Mit der Lok Nr. 930 ist eine dreiachsige Nassdampf‐Tenderlokomotive überliefert, die der württembergischen Lokomotivgattung "T3" zugehört und als Fabriknummer 455 am 1. März 1905 von der Maschinenbau‐Gesellschaft Heilbronn an die KWStE geliefert wurde. Diese Bauart wurde für den Rangierdienst und den Einsatz auf Nebenbahnen konstruiert und von der KWStE über 20 Jahre lang bis ins Jahr 1913 nach weitgehend unveränderten Baugrundsätzen beschafft.

Nach Zusammenschluss der deutschen Länderbahnen in der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft (DRG) erhielt die Lok die Betriebsnummer 89 363. Die letzten Exemplare dieser Baureihe wurden von der Staatsbahn 1938 ausgemustert; einige der Lokomotiven fanden jedoch Interessenten bei Werks‐ und Privatbahnen. Unsere Lok 89 363 wurde 1931 an das Gaswerk in Stuttgart‐Gaisburg verkauft und fand dort für weitere fast 40 Jahre Verwendung im Rangierdienst. 1976 wurde sie von der Eurovapor, einer europäischen Vereinigung von Eisenbahnfreunden zur Erhaltung von Dampflokomotiven und historischen Eisenbahnwagen, in Obhut genommen und ins badische Emmendingen verbracht. 1981 wurde die Lok von der GES übernommen und zurück nach Stuttgart gebracht. Die in den folgenden Jahren begonnene Aufarbeitung – so wurde 1991 ein neuer Kessel gebaut – fand jedoch ein jähes Ende, als die GES den damaligen Standort im BW Stuttgart‐Rosenstein räumen musste.

Ein zweiter Anlauf zur Aufarbeitung wurde im Jahr 2007 unternommen. Per 07.08.2013 erhielt die Maschine Kessel‐ und Fahrwerksfristen, war wegen mancher technischer Unzulänglichkeiten anfangs jedoch nur beschränkt einsetzbar, was in den Folgejahren durch die Werkstattmannschaft der GES weitgehend behoben wurde. Heute erfüllt die Lokomotive die in sie gesetzten Erwartungen und wird regelmäßig im Betriebsdienst eingesetzt.

Bauartbedingt lässt sich die Lokomotive bei der GES jedoch nur beschränkt verwenden; Reichweite und Leistung sind für das Einsatzgebiet im Raum Stuttgart zu gering. Deshalb wurde die Lok schon seit Ende 2013 von der SAB regelmäßig auf der Schwäbischen Alb von Münsingen aus eingesetzt und von der GES nur zu besonderen Anlässen verwendet. Wirtschaftlich betrachtet, war dieser Zustand für beide Vereine wenig befriedigend und eine Investition in die anstehende Hauptuntersuchung nicht vertretbar.

Zielsetzung

Die 2003 gegründete SAB verfolgt das Ziel, im ebenfalls denkmalgeschützten Umfeld des Ensembles „Schwäbische Alb‐Bahn“, einer ehemaligen Nebenbahn der KWStE, einen authentischen „Württemberger Zug“ aufzubauen. Glanzstück dieser Fahrzeugsammlung ist die nun verkaufte Lok, deren Erhalt und Präsentation in passender Umgebung langfristig gesichert ist.

Die GES konzentriert sich wieder auf die Erhaltung des denkmalgeschützten „Hohenzollernzuges“. Der Hohenzollernzug ist ein in dieser Form einmalig erhaltenes Kulturgut, gar ein Meilenstein der frühen Eisenbahngeschichte in Baden‐Württemberg. Mit ihm ist nicht etwa eine nach und nach zusammengetragene Sammlung vorhanden, sondern – und das ist in der Bundesrepublik einmalig – eine komplette Fahrzeuggarnitur, wie sie von einer einzigen Nebenbahngesellschaft beschafft und über Jahrzehnte zusammen eingesetzt wurde.

Die GES wird den erzielten Kaufpreis dafür verwenden, die für den Erhalt des „Hohenzollernzugs“ notwendigen Maßnahmen zu finanzieren. Dazu zählt die Aufarbeitung der Lokomotiven 11 und 16 und der Wagengarnitur ebenso wie der Aufbau eines neuen Standortes mit Werkstatt und geschützter Abstellmöglichkeit. Der Verkauf der denkmalgeschützten Dampflokomotive T3 Nr. 930 stellt deshalb nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht eine folgerichtige und sinnvolle Entscheidung dar, sondern dient in hohem Maße dem Erhalt des überlieferten technik‐ und kulturhistorischen Erbes.

Die Vereine

Die Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen Stuttgart e.V. (GES) wurde 1965 gegründet und ist somit einer der ältesten Museumsbahnvereine Deutschlands. Die ehrenamtlich tätigen Mitglieder leisten wertvolle kulturelle Beiträge zur musealen Bewahrung württembergischer Landesgeschichte. Bereits seit 1971 bereichert der Verein die baden‐württembergische Museumslandschaft mit Angeboten aus dem Bereich des historischen Schienenverkehrs und verfügt über langjährige Erfahrungen im Museumsbahnbetrieb. Im Großraum Stuttgart als Marke bekannt ist vor allem der „Feurige Elias“, der bereits seit fast 50 Jahren als Dampfzug auf der Strohgäubahn zwischen Korntal und Weissach verkehrt.

Der derzeitige 1. Vorsitzende ist Armin Herdecker, der bereits seit 40 Jahren der GES angehört und in dieser Zeit viele Funktionen im Verein wahrgenommen hat. Nach einer mehrjährigen Pause ist er mit dem erklärten Ziel angetreten, den Hohenzollernzug wieder in den Fokus der Vereinstätigkeit zu rücken.

Der Verein Schwäbische Alb‐Bahn e.V. wurde im August 2003 in Münsingen von Eisenbahnfreunden aus nah und fern gegründet. Das Hauptziel des Vereins ist die langfristige betriebsbereite Erhaltung der Bahnlinie zwischen Engstingen und Schelklingen als Eisenbahninfrastruktur, aber auch als Kulturdenkmal. Dazu gehört auch die betriebsfähige Präsentation und Erhaltung historisch wertvoller Eisenbahnfahrzeuge im Rahmen von Nostalgie‐ und Sonderfahrten.

Bernd Weckler als Gründer und 1. Vorsitzender des SAB e.V. hat seine Karriere als Eisenbahner in seiner Jugend bei der GES begonnen und blickt auf eine langjährige Mitgliedschaft zurück. Mit den Fahrzeugen des Hohenzollernzugs verbinden ihn viele Jahre ehrenamtlicher Arbeit. Eine besondere Bedeutung kommt der weiteren Überlieferung dieser Fahrzeugen auch für die SAB zu, weil es sich um die Originalfahrzeuge der Strecke Engstingen – Gammertingen handelt, die heute ein Teil der Schwäbischen Alb‐Bahn ist und deren Erhaltung in der Satzung der SAB ebenfalls verankert ist. Mit der Vereinbarung zum Kauf der T3 und der Mittelverwendung für den Hohenzollernzug schließt sich für ihn und die SAB daher ein Kreis voller Synergien und der Zukunftsvorsorge für beide Vereine.

GES und SAB zählen zusammen rund 600 Mitglieder, wovon etwa 60 ehrenamtlich aktiv sind und in den Betriebswerkstätten Hand anlegen, an der Unterhaltung der Bahnlinien arbeiten, Fahrkarten in den Zügen verkaufen oder als Lokführer auf die Strecke gehen.

 

Kontakt:
Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen Stuttgart e.V., 1. Vorsitzender Armin Herdecker,
Postfach 710116, 70607 Stuttgart (armin_herdecker@ges‐ev.de)

Schwäbische Alb‐Bahn e.V., 1. Vorsitzender Bernd‐Matthias Weckler, Bahnhofstraße 8,
72525 Münsingen/Württ. (bernd.weckler@bahnhof‐muensingen.de)

Kontakt

Reisedienst der
Schwäbischen Alb-Bahn

Bahnhofstraße 8
72525 Münsingen

Tel. 0800 4447673 (kostenfrei)

reisedienst@alb-bahn.com
www.alb-bahn.com

Schalteröffnungszeiten

Fahrkartenschalter im Bahnhof Münsingen

Ganzjährig:
Mo - Fr: 8:30 – 14:00 Uhr
(außer an Feiertagen)

Zusätzlich in der Sommersaison
(1.5. bis 20.10.2024):

Samstag: 8:30 - 14:00 Uhr
Sonntag: 10:00 - 17:30 Uhr